Künstliche Intelligenz ist Teil unseres täglichen Lebens geworden - in Form von persönlichen Assistenten, als Empfehlungsalgorithmen oder bei der Auswahl der Inhalte, die wir auf unserem Facebook- oder Twitter-Feed sehen. Wir haben mit dem Künstler Egor Kraft über die Relevanz dieser Technologie in seinem Werk und über seine Forschung dazu gesprochen. Im zweiten Teil dieser Folge haben wir das mit einer Rezension des Essays “”AI Aesthetics” von Lev Manovich verknüpft. Die Künstliche Intelligenz beteiligt sich an der Auswahl von Bildern, zum Beispiel durch die automatisierte Analyse. Aber sie ist auch in der Lage neue Bilder zu generieren. In letzter Zeit haben KI-Inhalte ihren Weg in Mainstream-Produktionen gefunden. Zum Beispiel in die Serie "Game of Thrones" - ein Algorithmus schlägt Ideen vor, die dann von den Autoren der Serie bestätigt oder abgelehnt wurden. Bedeutet das, dass Computer lernen, kreativ zu sein? Gibt es so etwas wie eine KI-Ästhetik? So oder so: selbstverständlich interessieren sich Künstler für die Möglichkeiten von Maschinen, die lernen, auswählen und gestalten.
Zeitgenössische Künstler arbeiten schon längst mit KI: Trevor Paglen verwendet eine Gesichtserkennungssoftware, die der von Plattformen wie Facebook ähnelt. Hito Steyerls Film “The Language of Broken Glass” zeigt, wie ein Sicherheitsunternehmen den Datensatz für ein System erstellt, das die Geräusche von zerbrechenden Fenstern erkennt.
Egor Kraft befasst sich unter anderem mit Archäologie. Dieser Bereich steht noch nicht im Fokus des maschinellen Lernens. So verbindet Kraft in seiner Arbeit unterschiedliche Zeiten und Techniken. Wir haben kürzlich Krafts Ausstellung in der Galerie Alexander Levy in Berlin besucht: "Content Aware Studies". Das ist auch der Titel einer Serie von 2018. Sie zeigt Skulpturen, die zwei verschiedene zeitklassische Antike und die neueste Technologie unserer Zeit vereinen. Mit künstlicher Intelligenz und 3D-Drucken restaurierte er Fragmente von Skulpturen.
Egor Kraft lebt zwischen Moskau, Berlin und Wien. Er ist arbeitet mit Technik und Film, und ein prominentes Beispiel dafür ist die Arbeit “The New Color”. Er zeigte sie erstmals auf der Moscow Biennale for Young Art. Kraft erstellte die Website einer fiktiven Firma, auf der er die Entdeckung einer neuen Farbe ankündigte. Damit veranlasste er Privatpersonen und Unternehmen, sich mit ihm in Verbindung zu setzen, um das – ausgedachte – Produkt zu kaufen. Kraft hackt Design und Technologie. Seine Arbeit gibt einen Einblick, wie falsche Informationen entstehen – was wir heute alternative Fakten nennen würden.