Das mobile Wunder von Kiel (re)connecting.earth Beyond Water (2024)

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Ein Lastenfahrrad, das zur mobilen Vermittlung für eine Ausstellung genutzt wird? Diese Idee klingt erst einmal verrückt, aber die Kunst- und Stadtnaturausstellung Kiel (re)connecting.earth Beyond Water in Kiel hat gezeigt, wie gut dies funktionieren kann.

Das Hamburger Kollektiv N55, bestehend aus lon Sorvin und Till Wolfer, hat ein Lastenfahrrad entworten, um die Ausstellung als mobile Bibliothek zu ergänzen. Das Bike zeichnet sich durch seinen modularen, evolutionären und kollektiven Charakter aus, was es zu einem einzigartigen Kunstwerk macht. Für diese Iteration haben sie ein Bibliotheks-Lastenfahrrad entwickelt, das im Rahmen der kommenden Biennalen von (re)connecting.earth schrittweise weiterentwickelt und umgebaut wird. Das Fahrrad verkörpert die Idee des Austauschs zwischen der Ausstellung und des Publikums und stellt die Prinzipien von Modularität und Anpassungsfähigkeit in den Vordergrund. Diese Flexibilität ermöglicht es, das Fahrrad an verschiedene Zwecke und Orte anzupassen.
Es war vom 13.9.- 27.10.2024 im Forum der Stadtgalerie stationiert, stets bereit, Besucher"innen Informationsmaterial wie Karten der Ausstellungsorte und maßgeschneiderte Erklärungen für verschiedene Zielgruppen zu bieten. An 2 bis 3 Tagen pro Woche wurde es mit zwei Mitgliedern des Ausstellungsteams durch die Straßen von Kiel gefahren, in der Nähe von Orten, an denen Kunstwerke ausgestellt sind. Während dieser Zeit haben die Fahrerinnen Informationen über die Ausstellung vermittelt, aber auch interessierten Leserinnen mit relevanten Büchern über Nachhaltigkeit und die Zukunft, von Künstlerinnen der Ausstellung selbst empfohlen, eine Ruheoase geboten.
Des Weiteren bot das Bike die Möglichkeit, Kopfhörer auszuleihen, um das Audiowerk Ville subaquatique et mondes parallèles von Alexandre Joly zu hören. Es konnten auch Materialien zur Umsetzung einiger der 22 Kunstanleitungen angefragt werden und Reconnection-Zertifikate waren dort ebenfalls erhältlich, die das partizipative Element des Projekts betonen.
Das Reconnection-Bike war ein wichtiges Element der Ausstellung, da es eine tiefergehende Verknüpfung von Kunst und Wissenschaft sowie eine Vermittlung und Sensibilisierung für die Themen Kunst und biologische Vielfalt ermöglicht hat. Regelmäßig fand ein generationsübergreifender und multikultureller Austausch statt, wie beispielsweise an einem Tag, als sich zwei kunstinteressierte Passant
innen spontan dem Vermittlungsteam anschlossen und einige Stationen des Reconnection-Trails entlangarbeiteten. Des Weiteren konnte das flexible Gefährt aktuelle, relevante Events in Kiel direkt ansteuern, darunter eine Fridays4Future-Demo. Die fruchtbarsten Vermittlungsgespräche fanden zumeist vor dem Bild Kiel (after melting Arctic) von Diana Lelonek am Lorenzendamm statt, wobei das Bike aber an jedem Standort ein Hingucker war. Die Vermittlung konnte mit ihm über die Grenzen der Ausstellungszentren hinaus stattfinden und neue Zielgruppen miteinbezogen werden, was einen direkten Austausch und Raum für Fragen ermöglichte. Kiel (re)connecting.earth wurde durch das Bike ein nahbares Gesicht gegeben, mit welchem sich das Kieler Publikum identifizieren konnte.
Das Reconnection-Bike der Ausstellung (re)connecting.earth Beyond Water in Kiel hat einen lebendigen Austausch über Kunst und Wissenschaft angeregt und somit eindrucksvoll gezeigt, wie Kunstvermittlung auf innovative Weise geschehen kann, weswegen diese gute Idee in Zukunft mit Sicherheit weiterhin als Teil der Biennale sichtbar sein wird.