Pique-nique sauvage 2
- Künstler/in
- Louisa Gagliardi
- Jahr
- 2019
- Auflage
- 22
- Technik
- Inkjet auf Chromolux Karton, überarbeitet mit Nagellack, Produktion: OK Haller, Zürich
- Verleger
- Edition VFO, Zürich
- Abmessungen
- 20 x 33 cm
Der kreative Prozess von Louisa Gagliardi geht von einer Handskizze aus, die sie mit dem Handy fotografiert, um dann digital fortzufahren. Grafik-Programme sind zentrale Werkzeuge für ihre Kompositionen: Vektorisiert und mit Farbe bearbeitet, werden die Skizzen zu Computerzeichnungen und manchmal nach dem Druck wieder von Hand retuschiert. Wie in ihren grossen Arbeiten auf PVC oder Plexiglas hat sich Gagliardi bei diesen drei Editionen dafür entschieden, von Hand eine Schicht Nagellack auf das Werk aufzutragen, was jedes einzelne Exemplar dem Unikat nahebringt. Neben den technischen Prozessen und der Materialwahl gehört auch die „malerische”“ Bildwelt Gagliardis zur unverwechselbaren Ästhetik der Künstlerin. Fast immer werden Geschichten von geschlechtsneutralen, asexuellen menschlichen Körpern angedeutet. Dies macht die Figuren abstrakter und erlaubt es dem Betrachter, seine eigene Narration zu projizieren, seine eigenen Protagonisten nachzubilden. Das Handeln der Körper ist jedoch sehr suggestiv und spiegelt die gegenwärtigen Übel der westlichen Gesellschaft wider.
Gagliardi malt die Konsumgesellschaft in all ihrer wohlwollenden Grausamkeit. Sie erklärt, dass mit dem Zugang zu allen Konsumgütern zu jeder Jahreszeit – Erdbeeren im Winter oder Lachs zu allen Mahlzeiten – die Wertschätzung, die Referenzen und der Kontakt mit dem Wesen der Produkte verloren gehen. In der Serie Pique-Nique Sauvage (wildes Picknick) kommen Menschen aus den Fettlinien der Lachsstücke heraus. Einige scheinen zu kämpfen, wortwörtlich aus dem Bild zu steigen und an Volumen zu gewinnen, andere ruhen wie im Schlaf – nach der Feier, Katerstimmung. Wer sind diese Körper in den Lachsstücken, die sich gebärden, als wären sie gefangen oder steckengeblieben? Die Zeichnungen sind offen für Interpretationen, sie zwingen aber auch zur längeren Betrachtung, die nötig ist, um die Körper und Objekte überhaupt zu erkennen – eine hohe Konzentrationsanforderung in einer Zeit, in der Apps, News und Social Media unsere Aufmerksamkeit zu monopolisieren versuchen.
Louisa Gagliardis Bilduniversum ist sowohl surreal als auch intim, sinnlich und geheimnisvoll. Ausgehend von Stiftskizzen arbeitet Gagliardi ihre Bilder am Computer aus, indem sie glatte und leuchtende Oberflächen, Licht- und Schattenspiele, Effekte von Transparenz und Tiefe schafft. Die menschliche Figur, die in den Kompositionen der Künstlerin fast allgegenwärtig ist, lädt uns ein, über den Zustand und die Stimmung des Einzelnen in der heutigen Gesellschaft nachzudenken.
Bevor sie sich mehr der Malerei zuwandte, absolvierte Louisa Gagliardi eine Ausbildung in Grafikdesign und Illustration. Nach ihrem Bachelor-Abschluss in Grafikdesign an der École cantonale d'art de Lausanne (ECAL) im Jahr 2012 erhielt sie 2014 den Swiss Design Award. Heute stellt sie international in renommierten Galerien aus.